Downgeloadet oder gedownloadet – Wie verwendet man Anglizismen korrekt?
Wir checken täglich unsere Mails, googeln, chatten, machen Workouts, relaxen nach der Arbeit und shoppen im Sale: Anglizismen sind heutzutage nicht mehr aus der deutschen Sprache wegzudenken, ob im Alltag, in den Medien oder im Geschäfts- und IT-Kontext. So vertraut uns die Begriffe erscheinen, sind wir doch häufig verunsichert, wie man Anglizismen korrekt verwendet, vor allem in geschriebenen Texten.
Als Text- und Sprachexperten haben wir täglich mit Anglizismen zu tun, darum bringen wir heute ein wenig Licht ins Anglizismen-Dunkel. Anglizismen sind im Deutschen bei vielen Wortarten vertreten. Es gibt Substantive, Verben und Adjektive, die wir uns aus dem Englischen ausgeliehen und eingedeutscht haben.
Zunächst einmal schauen wir uns die Substantive an.
Was ist im Deutschen richtig – Partys oder Parties?
Solche Fragen bekommen wir häufig. Anders als im Englischen wird im Deutschen die Mehrzahl bei Substantiven mit -y am Ende lediglich durch Anhängen eines Plural-s gebildet – im Englischen wird zudem aus «y» «ie». Für «party» ist also im Englischen «parties» in der Mehrzahl korrekt, während der deutsche Plural «Partys» lautet. Maskuline Nomen erhalten im Genitiv zudem ganz normal das Genitiv-s: «Der Freund des Surfers war ebenfalls da.»
Artikel bei Anglizismen: Ist es der Event oder das Event?
Bei der Wahl des richtigen Artikels richtet man sich in der Regel danach, ob das jeweilige bedeutungsgleiche Wort im Deutschen einen weiblichen, männlichen oder neutralen Artikel hat: die Feier wird demnach die Party. Nomen, die auf bestimmte Suffixe enden, erhalten auch einheitliche Artikel: das Meeting, das Branding, das Ranking. Meistens kann man durch sein Sprachgefühl richtig entscheiden, aber wer unsicher ist, wirft einfach kurz einen Blick in den Duden. Dort steht beispielsweise, dass Event männlich oder sächlich sein kann.
Wie schreibt man zusammengesetzte Substantive aus dem Englischen?
Für Kombinationen aus Substantiven aus dem Englischen empfiehlt der Duden die Zusammenschreibung oder die Schreibweise mit Bindestrich: «Economyclass» oder «Economy-Class», «Shoppingcenter» oder «Shopping-Center», «Poleposition» oder «Pole-Position».
Wenn der erste Teil des zusammengesetzten Substantivs ein Adjektiv ist, ist laut Duden Zusammen- oder Getrenntschreibung möglich, nicht aber der Bindestrich: «Blackbox» oder «Black Box», «Hotspot» oder «Hot Spot». Auch hier wird die Zusammenschreibung vorgezogen, aber nicht immer: Bei «High Heels» empfiehlt Duden die Getrenntschreibung.
Besteht die Wortverbindung aus Verb und Partikel, kann sie zusammen- oder mit Bindestrich geschrieben werden: «Countdown» oder «Count-down», «Handout» oder «Hand-out». Bei Aneinanderreihungen und Zusammensetzungen mit Wortgruppen ist im Deutschen laut Duden nur die Schreibweise mit Bindestrich möglich: «Public-Relations-Abteilung», «Multiple-Choice-Aufgabe», «Do-it-yourself-Programm».
Nicht eindeutig geregelt ist die Schreibung von Komposita mit einem oder mehreren Infinitivverben aus dem Englischen, wie «Make-up», «Log-in», «Must-have» und ähnlichen. Eine empirische Analyse zum Schreibgebrauch fremdsprachlicher Neologismen auf der Basis von Textdaten von professionellen und informellen Schreibern ergab, dass professionelle Schreiber teilweise die Klein- und teilweise die Grossschreibung der zweiten Wortkomponente vorziehen. Sprachliche Regelwerke wie der Duden empfehlen die Kleinschreibung der zweiten Komponente wie «up» und «in» und vorwiegend die gekoppelte Schreibweise. Bei informellem Schreiben wurde in der Studie festgestellt, dass häufig komplett die englische Schreibweise übernommen wurde. Hier bedarf es noch einer klareren Regelung im Deutschen.
Wie nutzt man englische Verben im Deutschen korrekt?
Auch englische Verben werden im Deutschen oft und gerne verwendet. Ich chille, du managst, sie downloadet … Wir richten uns hierbei grundsätzlich nach den deutschen Konjugationsregeln:
ich blogge
du bloggst
er/sie/es bloggt
wir bloggen
ihr bloggt
sie bloggen
Was ist, wenn ein Anglizismus-Verb in der Vergangenheit steht? Ganz einfach: Die Partizipform wird normalerweise mit der Anfangssilbe «ge-» gebildet, so etwa bei «ich habe gepostet/gemailt/geshoppt/gescannt».
Einige Verb-Anglizismen werden in der Vergangenheit jedoch nicht mit «ge-» gebildet, so zum Beispiel «ich habe designt/recycelt/promotet». Es handelt sich hier ausnahmslos um Verben mit englischen Vorsilben. Mehr zu den Vorsilben im nächsten Abschnitt.
Uploaden, reinzoomen, anflirten – Wohin mit der Vorsilbe bei Anglizismen?
Häufig ist man sich unsicher, ob mehrteilige englische Verben im Deutschen getrennt werden (wie etwa: «ich loade etwas down», was falsch ist). Die Regel ist hier folgende: Alle englischen Präfixe wie «down-», «up-», «out-», «de-», «re-» gelten als untrennbar: «ich downloade» oder «du upgradest» und im Perfekt «ich habe downgeloadet», ich habe «upgegradet».
Allerdings: Bei deutschen Vorsilben vor Anglizismen kommt es darauf an, ob die Vorsilbe im Deutschen trennbar wäre. Also: «Ich flirte ihn an» («an-» ist trennbar), aber er «verlinkt den Artikel» («ver-» ist nicht trennbar).
Weitere Beispiele mit trennbaren deutschen Vorsilben sind «aufstylen», «rumchatten» oder «abchecken» → «Er chattet ständig mit seinen Freunden rum» oder «Für Partys stylen wir uns nie auf.» Und mit untrennbaren deutschen Vorsilben: «sich verklicken» oder «entliken» → «Ich verklicke mich» oder «Sie hat den Beitrag entlikt».
Adjektive aus dem Englischen: Eine coole Sache
Zu guter Letzt dürfen die Adjektive nicht fehlen. Sie werden wie ein deutsches Adjektiv dekliniert: «Ich fahre ein cooles Auto». Das klappt aber nicht immer, und auch der Superlativ stellt teilweise eine Herausforderung dar. Würde man das Adjektiv «easy» nach deutschen Grammatikregeln steigern, müsste es «easyer» und «am easyesten» heissen. Zwar sind solche ungewöhnlichen Formen korrekt gebildet, aber hier greift man doch besser auf das deutsche Adjektiv zurück, wenn es denn ein gleichbedeutendes gibt. Oder man nutzt eine lockere Formulierung, die eine Steigerung impliziert, ohne sie grammatikalisch darzustellen, wie etwa «Dieses Projekt war so easy wie kein anderes.»
Anglizismus – Must-have oder No-Go?
Nicht alle sind in Bezug auf die Verwendung englischer Wörter im Deutschen positiv eingestellt. Die Angst vor einer Anglizismen-Überflutung im Deutschen ist aber eher unbegründet. Wir haben selbst bei der Duden-Redaktion nachgefragt: Von den rund 145 000 Stichwörtern des Rechtschreib-Dudens waren 2013 laut Hochrechnungen wohl nur etwa 3,7 Prozent Anglizismen (Anteil an allen Fremdwörtern im Rechtschreib-Duden: 17,5 Prozent). Deutlich mehr Fremdwörter stammen nach wie vor aus dem Griechischen (4,2 Prozent, Duden-Fremdwörteranteil: 19,5 Prozent) und dem Lateinischen (5,6 Prozent, Duden-Fremdwörteranteil: 26,5 Prozent).
Anglizismen sind oft dann beliebt, wenn sie Lücken besetzen, das heisst, wenn es keine vollkommen entsprechenden Wörter im Deutschen gibt. Ein Beispiel hierfür ist das Adjektiv fluffig, das aus dem englischen «fluffy» entstanden ist. Die deutschen Adjektive leicht und luftig beschreiben die Eigenschaften nicht so genau wie das neugeschöpfte Wort. Interessant sind auch aus dem Englischen entlehnte Begriffe wie «Handy», die im Original eine ganz andere Bedeutung haben.
Du brauchst Hilfe mit der Verwendung von Anglizismen?
Grundsätzlich bleibt es natürlich jedem selbst überlassen, ob und wie viele Anglizismen er gebraucht. Wenn man als Texterin oder Übersetzer auf die Tipps zur korrekten Schreibweise und guten Lesbarkeit achtet, dann sollte das kein Problem sein. Falls du Unterstützung bei dem Thema brauchst, beraten wir dich gerne. Manche Unternehmen bitten uns zum Beispiel, passende Regeln zur Verwendung von Anglizismen für ihren Tone of Voice zu formulieren. Oder sie beauftragen uns, in ihrem Firmenglossar die Rechtschreibung von aus dem Englischen entlehnten Begriffen zu korrigieren. Oft hören wir auch, dass es intern keinen Konsens gibt, wie man zum Beispiel Eigen- und Produktnamen auf Englisch schreibt oder wie man sie mit anderen Substantiven kombiniert. Wir helfen dir gerne weiter!