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Wie geht Gendern auf Französisch?

Ein Ziel, viele Wege! Keine Sorge, Gendern auf Französisch ist gar nicht so kompliziert, wie man denken könnte. Aber ja, es gibt viele Möglichkeiten. Lange Zeit war das generische Maskulinum die Regel, und die weibliche Form wurde – wenn es nicht explizit nur um Frauen ging – gar nicht verwendet. Heutzutage ist das inklusive Schreiben in vielen Sprachen aber normal geworden, und auch im Französischen erwarten es viele Leserinnen und Leser.

Dennoch, die maskulin-freundliche Grammatik an sich bleibt ja gleich: Es gilt weiterhin die Regel «le masculin l’emporte sur le féminin». Das bedeutet konkret: Wenn sich in einem Satz ein Adjektiv oder ein Partizip auf eine Gruppe bezieht, die aus männlichen und weiblichen Nomina besteht, wird das Adjektiv bzw. Partizip mit der Endung des Maskulinums angeglichen. Ob man das fair findet – viele Frauen (und Männer!) tun das nicht. Doch es bleibt die Regel.

Modeerscheinung oder nachhaltiger Wunsch?

In den letzten Jahren hat das Gendern immer mehr an Bedeutung gewonnen. Dies hängt auch mit den feministischen Bewegungen zusammen, die sich dafür verstärkt einsetzen. Warum sollte eine Frau, die eine Stadt leitet, mit «Madame le maire» und nicht mit «Madame la maire», also mit weiblichem Artikel angesprochen werden? Das ist nur ein Beispiel für die gendergerechte Sprache auf Französisch, an die wir uns alle mehr und mehr gewöhnen. In der Westschweiz halten sich bereits viele Unternehmen und Organisationen an die Regeln zur inklusiven Sprache, wie sie von der Bundeskanzlei empfohlen werden. Für mich ist das Gendern also alles andere als eine Modeerscheinung, sondern wird vielmehr irgendwann die Regel sein.

Gendern auf Französisch – Wie geht das?

In meiner täglichen Arbeit setze ich mich intensiv mit der Thematik auseinander und habe auch bereits Weiterbildungen im Team darüber gehalten. Was sind nun die besten Optionen für das Gendern auf Französisch? Hier einige beliebte Optionen:

  1. Lange Zeit wurde die Klammer verwendet. Hier ein Beispiel: «les collaborateurs(trices)». Mittlerweile steht diese Lösung nicht mehr an erster Stelle, weil die Klammer abwertend erscheinen kann.
  2. Als Alternative zur Klammer gibt es den Schrägstrich. Wie hier in diesem Satz: «Les traducteurs/trices ont une véritable passion pour les langues.»
  3. Diese Variante lässt sich auch mit einem Bindestrich schreiben: «Les habitants/-tes du village se mobilisent.»
  4. Drei Möglichkeiten sind aber nicht genug. Auch der point médian ist sehr beliebt. Dies ergibt dann folgenden Satz: «Bonjour à tou·te·s, soyez les bienvenu·e·s, nous remercions chaleureusement les intervenant·e·s de la réunion d’hier, merci à eux·elles.» Viele haben anfangs Mühe mit dieser Schreibweise, aber man gewöhnt sich immer mehr daran, je öfter man sie sieht – und viele unsere Kundinnen und Kunden nutzen diese Methode sehr gerne.
  5. Statt dem zentrierten Punkt kann man auch einen point bas benutzen. Das sieht dann so aus: «Beaucoup d’adolescent.e.s ne sont pas conscient.e.s du temps qu’ils.elles passent sur leurs écrans.» Auch diese Form wird von unseren Auftraggebenden inzwischen häufig verlangt.
  6. Dazu kommt noch die geschlechtsneutrale Formulierung. In diesem Fall werden Wörter ausgewählt, die sowohl für Frauen als auch für Männer passen. Der Begriff «spécialiste» ist zum Beispiel geschlechtsneutral und kann ganz gut für «professionnel, professionnelle» verwendet werden. Der Vorteil bei neutralen Formen ist, dass sie leicht und natürlich lesbar sind und non-binäre Personen einschliessen. Fast alle Unternehmen, für die wir auf Französisch arbeiten, möchten diese Variante zumindest als Teil ihrer Genderstrategie.
  7. Ebenso gibt es natürlich die Möglichkeit, beide Vollformen zu benutzen: «Les autrices et les auteurs de romans rêvent de participer à ce salon.» Auch diese Methode ist gängig und beliebt.

Ja, es ist erstaunlich, wie viele Optionen es beim Gendern auf Französisch gibt. Auch in der Umsetzung kann man verschiedene Schreibweisen feststellen. Ich denke hier an den point médian. Da findet sich sowohl die Schreibweise «serein·e·s» als auch die Form «serein·es». Und vielleicht wird es in Zukunft noch weitere Ansätze für die gendergerechte Sprache geben.

Wie sollte unser Unternehmen auf Französisch gendern?

Am wichtigsten ist Einheitlichkeit. Am besten entscheidet man sich und hält die Regel dann fest. Denn eine ganz «offizielle» Empfehlung existiert nicht in Frankreich, und für die Westschweiz gibt es unterschiedliche Quellen (besonders jedoch die oben verlinkten Guidelines der Bundeskanzlei).

Umso wichtiger ist es, dass ihr euch intern auf eine Option einigt: Gendern ja oder nein – und wenn ja, wie. Diese Entscheidung solltet ihr in eurem Styleguide sowie auch, falls vorhanden, in der französischsprachigen Version eurer Corporate Language festhalten – also im Tone of Voice oder in den Brand-Guidelines. So bleiben eure Texte immer einheitlich – und eure Textschaffenden sowie Übersetzer/-innen wissen stets Bescheid.

Falls du Unterstützung bei der Entscheidung benötigst, sind wir gerne für dich da! Unser Language-Consulting-Team hat viel Erfahrung in der Beratung zur inklusiven Sprache auch für Französisch. Wir finden auf jeden Fall die perfekte Kombi von Gender-Optionen, die genau zu eurem Unternehmen und zu eurer Zielgruppe passt.

Autorin

Natacha Szkudlarek,
Quality Management, Französisch-Übersetzerin

Als französische Muttersprachlerin, Diplom-Übersetzerin und langjährige Diction-Sprachkünstlerin verfolgt sie das Thema inklusive Sprache gespannt weiter – und bringt eure genderneutralen Texte immer auf den … point.