Korrektes Gendern, puh, wie geht das eigentlich? Viele Textverfasser tun inzwischen wirklich ihr Bestes für die schriftliche Gleichstellung der Geschlechter. Leider geht es dabei oft wie Kraut und Rüben zu. Dabei ist geschickt gendern keine Hexerei, sofern man die Möglichkeiten kennt – und im Text einheitlich bleibt.
Während korrektes Gendern in vielen Bereichen bereits weitestgehend zum Alltag gehört, wird in anderen Bereichen noch häufig darauf verzichtet. Nach wie vor spricht gefühlt jedes zweite Wettbewerb-Kleingedruckte ausschliesslich von Teilnehmern, jeder eineinhalbte Newsletter lediglich von Mitarbeitern und der Volksmund von guten oder schlechten Ärzten statt von Ärztinnen und Ärzten. Offenbar braucht es noch eine Weile, bis wir es gewohnt sind, die feminine Form in gleichem Masse zu berücksichtigen wie die maskuline. Korrektes Gendern bedeutet daher zunächst einen zusätzlichen Aufwand und das Suchen nach einer passenden Lösung, denn, so der Duden[1], es gibt hier keine strenge Norm im Sinne einer offiziell gültigen Rechtschreibung. «Richtig» ist laut Duden hier vielmehr als «situationsgemäss» zu verstehen.
Wer sich gerne umfassender mit dem Thema beschäftigen möchte, dem sei das Duden-Buch «Richtig gendern» sehr ans Herz gelegt. Hier halten wir uns kurz und geben Ihnen die besten Tipps für korrektes Gendern.
Möglichkeiten für korrektes Gendern
Es gibt verschiedene mögliche Varianten, die sprachliche Gleichstellung umzusetzen. Folgende Varianten sind gemäss Duden korrekt und empfohlen:
Verkäufer/Verkäuferin Mitarbeiterin/Mitarbeiter | Schrägstrich Gibt mehrere gleichberechtigte Möglichkeiten an, erzeugt jedoch noch keine nennenswerte Kürzung. |
Verkäufer/-in Mitarbeiter/-innen | Splitting (Schrägstrich + Ergänzungs-bindestrich + Endung) Funktioniert bei allen Wörtern, die sich nur durch die Endung unterscheiden. Voraussetzung: Es soll ein grammatisch korrektes, leicht lesbares Wort entstehen, wenn der Schrägstrich weggelassen wird. |
Verkäufer(in) Mitarbeiter(inn)en | Klammern Es können Wortteile am Wortende oder auch im Wortinneren eingeklammert werden, solange bei Weglassen der Klammern ein korrektes Wort entsteht. |
Verkäufer (w/m) Kinderarzt (m/w) | Klammern mit Zusatz (m/w) bzw. (w/m) Diese Variante ist vor allem in Stellenanzeigen oder im institutionellen Schriftverkehr gebräuchlich |
Verkäufer*in Mitarbeiter*in | Gendersternchen Diese Variante ist inzwischen sehr beliebt und wird gerne genutzt. Vorsicht, es könnten falsche Formen entstehen, falls sich z. B. ein Vokal ändert: Ärzt*in. Ist das Gendersternchen korrekt? Der Rechtschreibduden von 2020 führt es als «vom amtlichen Regelwerk nicht abgedeckte» Möglichkeit des geschlechtergerechten Sprachgebrauchs auf. Es ist also quasi in Ordnung, wenn auch nicht hochoffiziell in Ordnung. Geschickt gendern muss nicht immer hyperkorrekt sein – wenn es bei den Lesern so akzeptiert wird wie das Gendersternchen. |
VerkäuferInnen MitarbeiterInnen | Binnen-I Das Binnen-I wird immer beliebter, vom Duden jedoch nicht empfohlen. Grund: Die gültigen Rechtschreibregeln sehen eine Grossschreibung im Wortinnern nicht vor. |
Verkäufer_in Mitarbeiter_in | Genderunterstrich Auch diese Variante ist nicht vom Duden empfohlen, wird jedoch mehr und mehr gesehen. |
Verkäuferin Mitarbeiterin | Generisches Femininum Dieses Variante ersetzt das bisher oft genutzte generische Maskulinum, bei dem Frauen «mitgemeint» waren. In dieser Form werden nun eben die Männer «mitgemeint». Wird oft noch als relativ grosses Statement gesehen, ist aber natürlich grammatikalisch völlig korrekt. |
Folgende Varianten sind zwar geduldet, jedoch stilistisch unsauber oder sprachlich fragwürdig und daher nicht zu empfehlen:
Verkäufern/-innen Kollegen/-innen des/der Verkäufers/-in | Splitting bei separater maskuliner Endung Wortpaare, bei denen auch die maskuline Form eine eigene Endung aufweist, sollten nicht mit Schrägstrich verkürzt werden. |
Jede/-r Verkäufer/-in Jede(r) Verkäufer(in) | Gemischte Platzierung der Endungen Splitting sollte vermieden werden, wenn die feminine und die maskuline Form nicht einheitlich vor bzw. nach dem Schrägstrich oder innerhalb bzw. ausserhalb der Klammer steht, da dies für den Leser schwer aufzulösen ist. In solchen Fällen kann gegebenenfalls auf den Plural ausgewichen werden: alle Verkäufer/-innen alle Verkäufer(innen) |
Folgende Varianten sind definitiv nicht korrekt, kommen aber auch kaum vor und sehen ziemlich chaotisch aus. Ob geschickt gendern für Sie so aussieht, müssen Sie da natürlich selbst entscheiden:
Verkäufer/-inn/-en Kolleg/-inn/-en | Splitting mit zwei Schrägstichen |
A(ä)rzt/-in Ba(ä)uer(in) | Splitting oder Klammersetzung bei Wortpaaren, bei denen sich ein Vokal ändert |
Ausweichmöglichkeiten
Es gibt viele mögliche Varianten der Sichtbarmachung beider Geschlechter in der Sprache. Die oben genannten Beispiele sind keine abschliessende Liste aller denkbaren Möglichkeiten. Dennoch stösst man besonders bei der Verwendung von Schrägstrich oder Klammern schnell an die Grenzen des Lesbaren, und es sind Alternativen gefragt. In vielen Fällen können ein Ausweichen auf Pluralformen, das Substantivieren von Adjektiven oder Partizipien, die Verwendung von Abstrakta statt Personenbezeichnungen oder der Einsatz von Adjektiven weiterhelfen. Gelegentlich lässt sich für korrektes Gendern auch mit der Bildung von Relativsätzen behelfen:
Studierende | statt: Studentinnen und Studenten | Substantiviertes Partizip |
Lehrende | statt: Lehrer und Lehrerinnen | Substantiviertes Partizip |
Leitung | statt: Leiter und Leiterinnen | Abstraktum |
Professur | statt: Professoren und Professorinnen | Abstraktum |
ärztlicher Rat | statt: Rat der Ärztin oder des Arztes | Adjektiv |
Wer einen Mord begeht, wird bestraft | statt: Mörderinnen und Mörder werden bestraft | Relativsatz |
Personen, die einen Antrag stellen | statt: Antragsteller und Antragstellerinnen | Relativsatz |
Und wenn wirklich einmal keine passende Lösung gefunden werden kann, ist es (in den meisten Kontexten) nach wie vor erlaubt, korrekt und akzeptiert, nur die maskuline Form zu verwenden – oder vielleicht mal nur die feminine? Auch so kann geschickt gendern funktionieren. 😉
Korrektes Gendern, Sie haben noch mehr Fragen? Immer für eine Antwort parat: die Diction-Hotline unter +41 81 750 53 33
Team Deutsch
[1] Diewald und Steinhauer (2017): Duden: Richtig gendern. Verlag Biographisches Institut GmbH.
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