5 Tipps für Rechtsübersetzer

Bei Übersetzungen von rechtlichen Schriftstücken scheiden sich die Geister: Die einen lieben die Herausforderungen von rechtlichen Texten, den anderen reicht schon das Wort «Recht», und sie sind über alle Berge. Bei uns gibt es glücklicherweise genügend «legal eagles», die sich mit Feuereifer auf juristische Dokumente stürzen.

Was muss man also besonders beachten? Hier erhalten Sie 5 Tipps für Rechtsübersetzer, die Ihnen sicher weiterhelfen.

5 Tipps für Rechtsübersetzer Personen am Computer

1. Terminologie

Besonders verzwickt wird es jeweils dann, wenn ein Begriff im Rechtsbereich eine andere Bedeutung hat oder anders verwendet wird als im alltäglichen Sprachgebrauch. Wir sehen das am Beispiel von «Besitz» und «Eigentum». Besitz bezeichnet die tatsächliche Herrschaft über eine Sache, während Eigentum das Recht ist, in den Schranken der Rechtsordnung über eine Sache nach Belieben zu verfügen. Es kann also durchaus vorkommen, dass Besitz und Eigentum auseinander fallen: ein Dieb wird (zumindest in der Schweiz) nie Eigentümer der gestohlenen Sache, sondern nur Besitzer. Soll nun der Begriff ins Englische übersetzt werden, ist zu prüfen, ob es in der englischen Rechtsterminologie diese Unterscheidung ebenfalls gibt oder ob dort der Begriff weiter gefasst ist als bei uns. Ein anderes Beispiel ist der an Vermögenswerten «wirtschaftlich Berechtigte». Im Englischen ist das der «beneficial owner» und nicht etwa der «economic beneficiary»!

2. Gesetze zitieren

Im Englischen wird beim Zitieren von Gesetzestexten «Article» immer ausgeschrieben – ganz anders dagegen im Deutschen, wo grundsätzlich zu «Art.» abgekürzt wird. Eine weitere Besonderheit des englischen Zitierens ist, dass die Absätze und Ziffern bzw. Buchstaben eines Artikels jeweils in Klammern angegeben werden. «Art. 59 Abs. 1 lit. a StGB» sieht dann im Englischen so aus: «Article 59(1)(a) of the Swiss Criminal Code».

3. Vertragssprache

In deutschen Verträgen verwendet man das Präsens, um vertragliche Gebote auszudrücken. Für Empfehlungen benutzt man den Begriff «soll» (dies entspricht «should», «devrait», «dovrebbe» im Englischen, Französischen bzw. Italienischen). Das englische «shall» und das französische/italienische Futur/Präsens drücken eine bindende Verpflichtung aus und dürfen im Deutschen nicht mit «sollen» übersetzt werden. Man kann hier beispielsweise den Begriff «verpflichten» gebrauchen.

4. Zeitangaben

In unseren 5 Tipps für Rechtsübersetzer nicht fehlen dürfen Zeitangaben: Wörter wie «period», «date», «day» (EN), «période», «date», «jour» (FR), «periodo», «data», «giorno» (IT) werden bei Zeitangaben nicht ins Deutsche übersetzt. «Ma non prima dalla data d’entrata in vigore» wird im Deutschen also zu «Jedoch nicht vor (dem) Inkrafttreten».

5. Urkundenübersetzen

Wichtig für den Rechtsübersetzer: Eine beglaubigte Übersetzung muss alle Beglaubigungsvermerke, Apostillen, handschriftlichen Zusätze, Wasserzeichen, Stempel, Siegel, Gebührenmarken, Unterschriften, Verwischungen, verblichene Stellen, Flecken usw. erwähnen. Zudem müssen das Layout und Schriftbild möglichst genau dem Ausgangstext angeglichen werden (Abstände, Spalten, mittiger Text, Kursivschrift, Text in Grossbuchstaben, Schriftgrössenunterschiede usw.). Der Übersetzer darf ausserdem den Inhalt des Ausgangstexts nicht einfach eigenmächtig abändern, sondern muss die Fehler und Besonderheiten übernehmen und allenfalls in einer Anmerkung auf die Fehler im Ausgangstext hinweisen.

Wir hoffen, dass Ihnen diese 5 Tipps für Rechtsübersetzer weiterhelfen. Benötigen Sie jetzt eine beglaubigte Übersetzung, eine Compliance-Übersetzung? Vielleicht eine Urkundenübersetzung? Unsere erfahrenen Rechtsübersetzer sorgen dafür, dass Ihr Dokument fachterminologisch korrekt übersetzt wird. Rufen Sie einfach an!

Leiterin Fachbereich Recht

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So wird dein Praktikum zum vollen Erfolg

Im Rahmen meines Bachelorstudiums der Angewandten Sprachen an der ZHAW absolvierte ich ein Praktikum bei Diction, einer führenden Schweizer Übersetzungsagentur mit Sitz in Buchs SG. Regelmässig zieht es Absolventinnen und Absolventen unseres Studienganges zu diesem Sprachdienstleister, der über einhundert interne Mitarbeitende beschäftigt. Ich hätte mein Semester auch im Ausland verbringen können, im regnerischen Irland oder unter der gleissenden Sonne Mexikos zum Beispiel, aber für mich stand von Anfang an fest: am liebsten ein Praktikum, und zwar bei Diction!

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Filmuntertitelung für cinephile Sprachprofis

Wie bereits an anderer Stelle in diesem Blog sehr treffend beschrieben, können einen monotone Synchronstimmen auf der Couch zu Hause oder im Kinosessel bisweilen an den Rand des Wahnsinns treiben. Oder doch im besten Fall für Verwirrung sorgen, wenn man wieder minutenlang erfolglos versucht, die Synchronstimme – unverkennbar eine der drei männlichen oder der drei weiblichen Vertreter ihrer Spezies im gesamten DACH-Raum – dem smarten Hollywoodhelden oder der zickigen Serientussi vom letzten Film – zuzuordnen. Abhilfe bringt hier, davon bin ich überzeugt, nur das unverkennbare Stimmoriginal des Schauspielers.

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Downgeloadet oder gedownloadet – Wie verwendet man Anglizismen korrekt?

Wir checken täglich unsere Mails, googeln, chatten, machen Workouts, relaxen nach der Arbeit und shoppen im Sale: Anglizismen sind heutzutage nicht mehr aus der deutschen Sprache wegzudenken, ob im Alltag, in den Medien oder im Geschäfts- und IT-Kontext. So vertraut uns die Begriffe erscheinen, sind wir doch häufig verunsichert, wie man Anglizismen korrekt verwendet, vor allem in geschriebenen Texten.

Als Text- und Sprachexperten haben wir täglich mit Anglizismen zu tun, darum bringen wir heute ein wenig Licht ins Anglizismen-Dunkel. Anglizismen sind im Deutschen bei vielen Wortarten vertreten. Es gibt Substantive, Verben und Adjektive, die wir uns aus dem Englischen ausgeliehen und «eingedeutscht» haben.

Zunächst einmal schauen wir uns die Substantive oder Nomen an.

Partys oder Parties?

Anders als im Englischen wird im Deutschen die Mehrzahl bei Substantiven mit -y am Ende durch Anhängen eines Plural-s gebildet, nur im Englischen wird zudem aus «y» «ie». Für party ist also im Englischen parties in der Mehrzahl korrekt, während der deutsche Plural Partys lautet. Maskuline Nomen erhalten im Genitiv zudem ganz normal das Genitiv-s: Der Freund des Surfers.

Wie verwendet man Anglizismen korrekt?

Der Event oder das Event?

Bei der Wahl des richtigen Artikels, richtet man sich in der Regel danach, ob das jeweilige bedeutungsgleiche Wort im Deutschen einen weiblichen, männlichen oder neutralen Artikel hat: die Feier wird demnach die Party. Nomen, die auf bestimmte Suffixe enden, erhalten auch einheitliche Artikel: das Meeting, das Branding, das Ranking. Meistens kann man durch sein Sprachgefühl richtig entscheiden, aber wer unsicher ist, wirft einfach kurz einen Blick in den Duden. Dort steht beispielsweise, dass Event männlich oder sächlich sein kann.

Economyclass und Poleposition

Bei Substantiven ist auch zu beachten, dass diese im Deutschen natürlich grossgeschrieben werden. Der Duden empfiehlt zudem die Zusammenschreibung oder die Schreibweise mit Bindestrich: Economyclass oder Economy-Class, Shoppingcenter oder Shopping-Center, Poleposition oder Pole-Position. Wenn der erste Teil des zusammengesetzten Substantivs ein Adjektiv ist, ist laut Duden Zusammen- oder Getrenntschreibung möglich, nicht aber der Bindestrich: Blackbox oder Black Box, Hotspot oder Hot Spot. Auch hier wird die Zusammenschreibung vorgezogen, aber nicht immer: Bei High Heels empfiehlt Duden die Getrenntschreibung.

Besteht die Wortverbindung aus Verb und Partikel, kann sie zusammen- oder mit Bindestrich geschrieben werden: Countdown oder Count-down, Handout oder Hand-out.
Bei Aneinanderreihungen und Zusammensetzungen mit Wortgruppen ist im Deutschen laut Duden nur die Schreibweise mit Bindestrich möglich: Public-Relations-Abteilung, Multiple-Choice-Aufgabe, Do-it-yourself-Programm.

Nicht eindeutig geregelt ist die Schreibung von Komposita mit einem oder mehreren Infinitivverben aus dem Englischen, wie Make-up, Log-in, Must-have und ähnlichen. Eine empirische Analyse zum Schreibgebrauch fremdsprachlicher Neologismen auf der Basis von Textdaten von professionellen und informellen Schreibern aus dem Jahr 2017 ergab, dass professionelle Schreiber teilweise die Klein- und teilweise die Grossschreibung der zweiten Wortkomponente vorziehen. Sprachliche Regelwerke wie der Duden empfehlen vorwiegend die gekoppelte Schreibweise mit Kleinschreibung der zweiten Komponente – zum Beispiel Make-up und Log-in. Bei informellen Schreibern wurde in der Studie festgestellt, dass häufig die englische Schreibweise übernommen wurde. Hier bedarf es noch einer klareren Regelung im Deutschen.

Ich shoppe, du chillst, er downloadet

Schauen wir uns als Nächstes die Verwendung englischer Verben im Deutschen an. Diese sind in der gesprochenen wie in der geschriebenen Sprache sehr verbreitet. Wir richten uns hierbei grundsätzlich nach der den deutschen Konjugationsregeln:

ich blogge
du bloggst
er/sie/es bloggt
wir bloggen
ihr bloggt
sie bloggen

Es gibt inzwischen viele englische Verben, die im Deutschen gebraucht werden. Designen, e-mailen, promoten und viele mehr. Wie verwendet man also diese Art von Anglizismen korrekt? Die Partizipform wird regulär mit der Anfangssilbe «ge» gebildet, so etwa bei ich habe gepostet/gemailt/geshoppt/gescannt.

Häufig ist man sich unsicher, ob mehrteilige englische Verben im Deutschen getrennt werden können, wie etwa: ich loade etwas down. Die Regel ist hier folgende: Alle englischen Präfixe wie down-, up-, out-, de-, re- gelten als untrennbar: ich downloade und im Perfekt ich habe downgeloadet.

Bei deutschen Vorsilben kommt es darauf an, ob die Vorsilbe im Deutschen trennbar wäre. Also: Ich flirte ihn an (an- ist trennbar), aber er verlinkt den Artikel (ver- ist nicht trennbar).

Einige Verb-Anglizismen werden nicht mit der Partizip-II-Silbe «ge» gebildet, so zum Beispiel ich habe designt/recycelt/promotet. Es handelt sich hier ausnahmslos um Verben mit englischen Vorsilben. Aber wie oben gezeigt, lassen nicht alle solche Verben das «ge» weg, zum Beispiel etwas downloaden.

Adjektive: Eine coole Sache

Zu guter Letzt dürfen die Adjektive nicht fehlen. Ein Adjektiv aus dem Englischen, das im Deutschen jeden Tag gebraucht wird, ist «cool». Es wird wie ein deutsches Adjektiv dekliniert: Ich fahre ein cooles Auto. Das klappt aber nicht immer, und auch der Superlativ stellt teilweise eine Herausforderung dar. Würde man das Adjektiv easy nach deutschen Grammatikregeln steigern, müsste es easyer und am easyesten heissen. Zwar sind solche ungewöhnlichen Formen von Anglizismen korrekt gebildet, aber hier greift man doch besser auf das deutsche Adjektiv zurück, wenn es denn ein gleichbedeutendes gibt.

Anglizismus – Must-have oder No-Go?

Nicht alle sind in Bezug auf die Verwendung englischer Wörter im Deutschen positiv eingestellt. Die Angst vor einer Anglizismen-Überflutung im Deutschen ist aber eher unbegründet. Wir haben selbst bei der Dudenredaktion nachgefragt: Von den rund 145 000 Stichwörtern des Rechtschreibdudens waren 2013 laut Hochrechnungen wohl nur etwa 3,7 Prozent Anglizismen (Anteil an allen Fremdwörtern im Rechtschreibduden: 17,5 Prozent). Deutlich mehr Fremdwörter stammen nach wie vor aus dem Griechischen (4,2 Prozent, Duden-Fremdwörteranteil: 19,5 Prozent) und dem Lateinischen (5,6 Prozent, Duden-Fremdwörteranteil: 26,5 Prozent). Laut Information der Dudenredaktion hat sich das Verhältnis bis heute nicht stark verändert, ganz aktuelle Hochrechnungen liegen allerdings noch nicht vor.

Anglizismen sind oft dann beliebt, wenn sie Lücken besetzen, das heisst, wenn es keine vollkommen entsprechenden Wörter im Deutschen gibt. Ein Beispiel hierfür ist das Adjektiv fluffig, das aus dem englischen fluffy entstanden ist. Die deutschen Adjektive leicht und luftig beschreiben die Eigenschaften nicht so genau, wie das neugeschöpfte Wort.
Vor allem durch die Entwicklungen in der Technik, Mode, im Sport und im Geschäftswesen, haben wir täglich mit englischen Begriffen zu tun, und nicht zuletzt deswegen sind sie uns durch Medien und Werbung so präsent.

Grundsätzlich bleibt es natürlich jedem selbst überlassen, ob und wie viele Anglizismen er gebraucht. Wenn man als Texter oder Übersetzer auf die Tipps zur korrekten Schreibweise und guten Lesbarkeit achtet, dann sollte das absolut easy sein. Doch falls Sie Unterstützung bei dem Thema brauchen, lektorieren wir gerne auch Ihre Texte – und zwar so, dass nicht nur deutsche Begriffe, sondern natürlich auch Anglizismen korrekt verwendet werden.

Lilia Staiger, Team Deutsch

Britisches Englisch und amerikanisches Englisch: Typische Unterschiede

Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Sprache, die in mehreren Ländern oder Regionen gesprochen wird, auch in unterschiedlichen Varianten existiert. So gibt es Französisch und Italienisch auch in einer schweizerischen Form; Spanisch und Portugiesisch sind sowohl in Europa als auch in Südamerika zu Hause. Für die Weltsprache Englisch sind die Unterschiede der lokalen Varianten allerdings oft noch allgegenwärtiger. Vor allem wenn es um die bekanntesten Vertreter geht, nämlich um britisches Englisch und amerikanisches Englisch.

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Schweizer Hochdeutsch und deutsches Hochdeutsch

Wie wohl den meisten Schweizern war mir, bevor ich bei Diction und damit mit einigen deutschen Gspänli zu arbeiten begann, nicht bewusst, wie gross die Unterschiede zwischen Schweizer Hochdeutsch und deutschem Standarddeutsch sind – oder dass es sowas wie ein Schweizer Hochdeutsch überhaupt gibt.

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Tipps zur Bearbeitung von Dateien in Adobe InDesign

Adobe InDesign ist ein beliebtes und weit verbreitetes Format fürs Desktop-Publishing, sprich für das Erstellen von Broschüren, Katalogen und sonstigen meist mehrseitigen Publikationen. Bei Diction arbeiten wir täglich mit InDesign in vielen Sprachen. Daher geben wir Ihnen hier ein paar Expertentipps.

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Welche Änderungen gibt es im Datenschutzgesetz?

Sicher hat es inzwischen jeder mitbekommen, auch wenn es nicht jeder wahrhaben will: Am 25. Mai 2018 ist die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union in Kraft getreten. Aber nicht nur in der EU, auch in der Schweiz ist man bestrebt, das Datenschutzrecht zu modernisieren und an die technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen.

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Vancouver ruft

Vancouver ist eine Stadt der Kontraste: das berauschende Meer und die erhabenen Berge, das Röhren der Motoren in den Strassenschluchten und das Zwitschern der Vögel in den Baumwipfeln des Stanley Parks, das grosse Geld in den oberen Etagen der funkelnden Wolkenkratzer und das grosse Elend auf den Abluftschächten der ratternden SkyTrain. Kontraste, wie sie jede Metropole kennt, und wie jede Metropole zieht auch Vancouver den Besucher schnell in seinen Bann.

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