In der Muttersprache fit bleiben, wenn man in in der grossen weiten Welt lebt, ist gar nicht so einfach. Expats wissen, wovon ich spreche. «Expats» heisst auf Französisch «expatriés». Und in Frankreich, wo ich aufgewachsen bin, verbinden viele Leute diesen Begriff mit Menschen, die für Grosskonzerne ins Ausland gehen, in schicken Vierteln wohnen und ihre Kinder beim «lycée français» anmelden. ? Nun gibt es unterschiedliche Gründe auszuwandern: aus Liebe, aus Fernweh oder dem Job wegen, zum Beispiel. Letzteres trifft auf mich zu: Ich habe mich nach meinem Studium sowohl in Frankreich als in Deutschland beworben. Nach einer ersten Erfahrung im Elsass bei einer deutschen Firma habe ich einen Job bei Stuttgart im schönen Schwabenland bekommen. Also habe ich meine Koffer gepackt, bin nach Deutschland gezogen, habe meine erste Wohnung gemietet und mir Möbeln gekauft. Damals (es war 1999) brauchte ich noch eine Aufenthaltserlaubnis. Ja, es ist sehr lange her. ?

Leben im Ausland: Wie verlerne ich meine Muttersprache nicht?

Diese Frage habe ich mir damals schon gestellt. Und die Mittel, die ich verwendet habe, sind immer noch aktuell.  Wichtig war und ist das Thema vor allem deshalb für mich, weil ich als Übersetzerin in meine Muttersprache Französisch übersetze. Es geht mir also nicht nur darum, mich mit Verwandten, Freunden und Bekannten unterhalten zu können, sondern auch darum, fremdsprachige Texte im Französischen wiederzugeben und dabei die Entwicklung dieser Sprache zu berücksichtigen. Schon Ende der 1990er Jahren habe ich also französisches Fernsehen geschaut. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nur den Sender TV5MONDE empfangen. Heute kann ich verschiedene Programme wählen. Bücher und Zeitschriften waren auch ein sehr gutes Mittel, um im Französischen fit zu bleiben. Unterhaltungen mit Verwandten, Freunden und französischsprechenden Kollegen haben auch geholfen.

In der Muttersprache fit bleiben

Heutzutage kann man Videoanrufe machen, Familientreffs zum Beispiel via Zoom organisieren. Als ich nach Deutschland ausgewandert bin, war das Internet noch nicht das, was es heute ist. Mittlerweile kann ich französisches Radio online hören. Dies ist wichtig für die gesprochene Sprache. Serien sind für mich auch eine gute Quelle, besonders wenn junge Menschen die Hauptrollen spielen. So bleibe ich, was deren Sprache angeht, up to date. Dies hilft, wenn ich Untertiteln übersetze und gerade Jugendliche sprechen.

Wo sind meine Landsleute?

Mittlerweile wohne ich schon seit 24 Jahren ununterbrochen im Ausland. In dieser Zeit habe ich nie bewusst Ausschau nach Landsleuten gehalten. Wenn ich welche traf, dann per Zufall. Im Studium war es anders: Als ich in Deutschland studierte, gab es viele französischsprechende Studenten. Wir waren in denselben Vorlesungen und Übungen, haben uns auf dem Campus oder auf Partys getroffen. Das heisst aber nicht, dass ich ausschliesslich mit Frankophonen unterwegs war. Im Studentenwohnheim waren viele Nationalitäten vertreten, und dies empfand ich als Bereicherung. ? Seit sieben Jahren wohne ich in der Nähe der französischen Grenze und bin regelmässig in Frankreich. Das hilft auch, in meiner Muttersprache fit zu bleiben.

In der Muttersprache fit bleiben: Vorteile als Übersetzerin

Ich gebe es zu, als Übersetzerin habe ich schon Vorteile. Selbst wenn ich im Ausland lebe, bin ich dank meiner Arbeit in Kontakt mit meiner Muttersprache. Und als Sprachverantwortliche für Französisch bei Diction bin ich auch immer am Puls meiner Muttersprache. Nicht alle Expats haben das Glück, tagtäglich ihre Muttersprache sprechen zu können. Da helfen die Tipps, die ich weiter oben aufgeführt habe. Übrigens: Beim Schreiben ist mir aufgefallen, dass diese Tipps natürlich auch für eine Fremdsprache gelten. Ich habe zwei Jahre in Buchs (SG) gewohnt und am Hauptsitz von Diction gearbeitet. Schweizerdeutsch war für mich damals wie eine neue Fremdsprache, und sie zu verstehen war am Anfang eine Herausforderung. Dann habe ich jeden Morgen Radio gehört und am Abend Fernsehen geguckt. Zudem habe ich nach einer Weile meine Schweizer Kollegen gebeten, Schweizerdeutsch mit mir zu sprechen. Und all das hat geholfen.

Zusammenfassend würde ich Folgendes empfehlen, um im Ausland in seiner Muttersprache fit zu bleiben:

  • fernsehen
  • Radio hören
  • Bücher, Zeitschriften usw. lesen
  • sich mit Verwandten, Freunden, Bekannten oder Kollegen unterhalten

In der Muttersprache fit bleiben ist wirklich nicht ganz einfach, wenn man im Ausland wohnt. Aber es lohnt sich, denn Sprachen sind ständig im Fluss, es gibt neue Umgangssprache, neue Entwicklungen (z. B. beim Gendern).

Wer selbst keine Zeit hat, am Ball zu bleiben und Bedarf an Sprachberatung hat (in jeder Sprache), meldet sich einfach bei uns. Wir helfen gerne!

Natacha Szkudlarek, Französisch-Übersetzerin

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