Ist ChatGPT für Übersetzungen geeignet? Darauf gehen wir weiter unten ein. Jetzt aber erst einmal: Was ist und kann das Ding überhaupt?

Kaum ein Thema wird aktuell in der Tech-Branche (und nicht nur dort) häufiger und kritischer diskutiert als textproduzierende künstliche Intelligenz. Allen voran: ChatGPT. Das im November letzten Jahres veröffentlichte System des US-Unternehmens mit dem ominösen Namen OpenAI (keine Werbung, und ja – dahinter stehen auch Geldgeber wie Microsoft und Elon Musk) hat innerhalb von wenigen Tagen über eine Million Nutzer angezogen.

Wie funktioniert ChatGPT?

Der auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Roboter antwortet nicht nur extrem gut auf alle möglichen Fragen («Welches sind die bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Zürich?» oder «Wie entfernt man Erdbeerflecken aus der Tischdecke») sondern kann auch allerhand Aufgaben ausführen: z. B. schnell mal ein Gedicht mit bestimmten Wörtern schreiben, einen Textentwurf verbessern und korrigieren, eine Textsammlung zusammenfassen, Ideen zu bestimmten Themen sammeln, Inhalte für Präsentationen erstellen und, und, und.

Wie geht das überhaupt? GPT steht für «Generative Pretrained Transformer», also eine KI-Systemart, die aus Massendaten neue Artefakte erzeugen kann. Konkret hat das System Unmengen an Texten und Daten aus dem WWW gefischt und mit neuronalen Netzen neu geordnet. So kann der Algorithmus aus einem Wort mit hoher Wahrscheinlichkeit das nächste Wort vorhersagen und auf diese Weise dann Stück für Stück ganze Texte zusammenbasteln.

Folgen für die Texterstellung

Die Nutzung neuronaler Netze für solche Aufgaben der Sprach- und Textverarbeitung sind nicht ganz neu. Seit etwa 2016 hat das «Deep Learning» in vielen Bereichen zu enormen Verbesserungen geführt oder bestimmte Technologien erst (zumindest theoretisch) möglich gemacht, von der Text- oder Bilderkennung über das autonome Fahren bis hin zur maschinellen Übersetzung. Was jetzt aber neu hinzukommt, ist, dass dieses mit unzähligen Daten gefütterte System bei seinen Antworten und Aufgabenlösung sehr überzeugend wirkt.

Hitzige Diskussionen in alle möglichen Richtungen sind entfacht: das Aussterben der Schreibberufe, das Automatisieren des Aufsatzschreibens, das Ablösen der Google-Suche, ethische Grundsätze (darf der Chat-Roboter keine Gefühle zeigen?), das mögliche Verbreiten von Falschinformationen (nicht alles, was im Netz steht ist wahr) bis hin zu Urheberrechtsfragen (die aus dem Netz gefischten Texte oder Daten gehörten doch jemandem?).

Der Frage nach dem Wohlbefinden geht ChatGPT, so wie es ihm beigebracht wurde, elegant aus dem Weg. Emotionen zeigen darf es eben (noch?) nicht.

Ist ChatGPT für Übersetzungen geeignet?

Auch speziell auf Übersetzungstechnologien bezogen (Stichwort maschinelle Übersetzung) können sich durch ChatGPT neue Perspektiven eröffnen. So ist angedacht, das System beim Post-Editieren unterstützend einzusetzen: Eine Maschine übersetzt und eine zweite hilft beim Korrigieren. Ebenso könnte man das System einsetzen, um den Ausgangstext zu vereinfachen und zu optimieren, damit er anschliessend besser durch die maschinelle Übersetzung verarbeitet werden kann.

Konkrete Umsetzungen gibt es dazu noch nicht, viele Fragen sind noch offen. Angefangen bei der doch nur scheinbaren Intelligenz: Die Maschine klingt so überzeugend, dass der Mensch dann Fehler oder Falschinformationen oftmals nicht erkennt.

Dann sind da noch die doch recht heiklen Datenschutz- und Datenrechtsfragen: Woher bezieht ChatGPT die Daten, die in meinem Text stehen werden, und wo und wie verbleiben die Daten bei ChatGPT?

Momentan können wir den Einsatz von ChatGPT für Übersetzungen also noch nicht wirklich empfehlen. Es bleibt aber spannend, was sich in diesem Bereich in naher Zukunft noch verändern wird – ob durch Chat GPT oder Nachfolgesysteme. Mit Sicherheit wird KI im Rahmen der Übersetzungstechnologien immer mehr zum Einsatz kommen. Jedenfalls bleiben wir von Language Technology bei Diction für Sie am Ball und verfolgen die technologischen Entwicklungen aus nächster Nähe.

Zum Abschluss ein Gedicht, das ChatGPT netterweise über Diction geschrieben hat.

Bruno Ciola, Head of Language Technology

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