Im Magazin Nr. 7 gibt es spannendes Interview mit dem Diction-CEO Patrick Fassbender zum Thema Supply-Chain-Management, Prozessautomatisierung und vieles mehr in der Übersetzungsbranche Lesen Sie hier den Artikel noch einmal als Blog.
Kettenreaktionen: Supply-Chain-Management, Automatisierung, rasante Märkte, neue Technologien? Kommt man da als Übersetzungsagentur eigentlich noch mit? Sind wir nicht einfach Kreativwesen, die Bleistift kauend aus dem Fenster blicken und sprachliche Eingebungen zu Papier bringen? Nein. Also, doch, manchmal schon ein bisschen. Aber die grosse, weite Welt ruft, und wir sind gerüstet. Diction-CEO Patrick Fassbender erzählt hier mehr über spannende Kettenreaktionen.
Patrick, was sind künftige Herausforderungen im Bereich Sprachdienstleistungen?
Der Markt befindet sich im Wachstum. In Zukunft werden unsere Kunden immer mehr Inhalte immer schneller produzieren – und lokalisieren. Schlüsselfaktoren sind hier grob gesagt drei Dinge: neue Services, neue Technologien und integriertes Ressourcenmanagement. All das wird künftig Teil einer übergreifenden Supply-Chain, einer nahtlos laufenden Wertschöpfungskette sein. Das ist intensive Arbeit, aber auch spannend.
Welche Rolle spielt das Ressourcenmanagement genau?
Die Zusammen- und Bereitstellung der menschlichen Ressourcen, also der Sprach- und Fachexperten, wird immer aufwendiger und individualisierter. Denn Kunden wünschen sich vermehrt Experten, die genau zu ihnen passen. Diese Experten zu finden, zu schulen und korrekt einzusetzen, ist ein komplexer Vorgang. Künftig werden sich viele Kunden deutlich intensiver am Auswahlprozess beteiligen wollen.
Wie können sich die Kunden denn am Auswahlprozess beteiligen?
Indem sie Ihre Experten systematisch auswählen. Das geht, weil wir dann alle Teil der Supply-Chain sind. Vielleicht möchte eine Kundin nur Übersetzer aus einer ganz bestimmten Sprachregion oder nur jemanden, der jünger ist als 30 Jahre, für jugendlich klingende Social-Media-Posts. Diction sucht und findet genau diese Person. Der Aufwand für dieses Matching ist zwar höher, lohnt sich aber auf lange Sicht. Hier nutzen wir zunehmend automatisierte Abläufe.
Welche Vorteile bringt Automation noch?
Sie sorgt dafür, dass alle Prozesse im Supply-Chain-Management reibungslos und schnell ablaufen. «Schnell» ist ein wichtiger Punkt, denn die Vorlaufzeiten bei Projekten reduzieren sich schon seit Jahren, praktisch muss eine Übersetzung heute sofort erfolgen. Da führt kein Weg an automatisieren Abläufen vorbei. Auch die Nutzung von Tools wie dem Kundenportal oder unserer API-Schnittstelle gehört dazu. Abgesehen von der Automatisierung der Prozesse ist es natürlich auch wichtig, dass wir unser Portfolio um neue Services erweitern.
Welche neuen Services sind hier gemeint?
Traditionelle Sprachdienstleistungen mit Hauptfokus auf die reine Übertragung eines Ausgangstextes in eine Zielsprache sind passé. Vielmehr befinden sich in unserer Supply-Chain längst Fach- und Kulturspezialisten, Kreative, Terminologieverwalter, SEO-Experten und mehr. Auch Beratungsleistungen zur Gestaltung der gesamten Workflow-Architektur werden von einem gut aufgestellten Sprachdienstleister heute erwartet – von der Content-Entstehung bis zur Content- Verwendung. Das ist ja auch ein spannendes Feld, in dem wir gerne mit unseren Kunden zusammenarbeiten. Es ist wichtig, dass wir offen sind für neue Dienstleistungen und Technologien.
Dazu gehört auch maschinelle Übersetzung, oder?
Ja, und bei Diction sind wir der Überzeugung, dass sich Mensch und Maschine auch künftig gut ergänzen werden. Hybride Mensch-Maschine-Dienstleistungen (Post-Editing, Datenaufbereitung, Training und Bewirtschaftung der Maschine) sind ein Haupttreiber des künftigen Wachstums unserer Branche. Gleichzeitig wird es weiterhin Textsorten und Qualitätsansprüche geben, die nur der Mensch optimal bearbeiten bzw. bedienen kann. In beiden Bereichen sollte man also gut aufgestellt sein und innovative, massgeschneiderte Lösungen für den Kunden entwickeln. Auch die Beratungsleistung kommt wieder ins Spiel: Der Kunde braucht unseren Input – und wir brauchen seine Sicht. Nur wenn wir über den Tellerrand blicken, können wir gemeinsam eine sinnvolle Lösungsarchitektur zwischen den eingesetzten Systemen und den interagierenden Menschen kreieren.
Wie gehen Diction-Übersetzer mit dem Thema MT um?
Klar, man muss sich erst einmal drauf einlassen, aber wir sind ja von Natur aus neugierig und haben tolle Experten an Bord. Uns macht das Thema Freude. MT wird bald fest zum Alltag der «augmented translation» gehören – also zu einem Übersetzungsvorgang, der in einer integrierten Technologieumgebung stattfindet. Für diese neue und interessante Arbeit müssen wir die Übersetzer begeistern und auch fortbilden. Diction hat dazu zusammen mit der ZHAW bereits ein eigenes Weiterbildungsmodul für unsere internen und externen Fachkräfte entwickelt.
Typisch für Diction ist ja der Direktkontakt zu den Sprachexperten. Geht das noch bei all der Automation?
Ja, natürlich, es ist uns nach wie vor sehr wichtig, dass eine Kundin direkt mit einer Sprachexpertin interagieren kann. Das gehört bei Diction zur DNA. Es gibt keinen Umweg über die Projektmanager, sondern die Übersetzerin oder Revisorin gibt direkt Antworten oder Ratschläge zu sprachlichen Fragen. Künftig wird es hier spannende kollaborative Lösungen im Markt geben. Auch Diction arbeitet an Erweiterungen seiner Dashboards im Kundenportal, das dann viel mehr können wird, als Auftragsdaten und Ressourcen zu managen.
Apropos Daten, brauchen wir wirklich immer mehr Daten, um im Markt Schritt zu halten?
Daten sind wichtig, ja. Wie gesagt brauchen wir diese beispielsweise, um Ressourcen und Content zu matchen. Aber dazu braucht es nicht Big Data, sondern Good Data als Basis für intelligente Entscheidungen.
Was ist der Vorteil von Good Data?
Es bringt nichts, so viele Daten wie möglich anzuhäufen. Die «guten Daten» sind solche, die erkennbaren Nutzen bringen. Damit sind klassische Businessdaten gemeint, aber auch Daten zur Steuerung der Supply-Chain, zur Fehlererkennung oder zum Aufdecken von Trends und Mustern in der Auftragsverarbeitung. So kann gemeinsam mit dem Kunden nachhaltig und gezielt auf die Rationalisierung im gesamten Projektmanagement hingearbeitet werden. Unsere Mitarbeitenden wollen schliesslich für die Kunden aktiv sein und nicht aufwendige manuelle Prozesse ausführen.
Und zum Abschluss: Fühlt man sich beim Supply-Chain-Management nur wie ein Rädchen im Getriebe?
Nein, im Gegenteil, man fühlt sich als Teil einer sehr spannenden grossen Kettenreaktion. Ohne uns funktioniert nichts, aber ohne die Kunden, die Experten, die Tools, ebenfalls nicht. Zusammen kann man wirklich etwas bewegen, das gefällt mir.
Danke für das Gespräch!
Übrigens: Wenn Sie sich im Zusammenhang mit Supply-Chain-Management im Bereich Sprachdienstleistungen für maschinelle Übersetzung, technische Lösungen oder Automation interessieren, sind wir gerne jederzeit für Sie da.
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